Titel: Argument "Energiewende / Klimaschutz ja - aber nicht so"
Beitrag von: Andreas am 07. September 2019, 10:24:59
Viele argumentieren in dieser Weise:
"Wann merken die, dass dieser ganze Elektrowahn unser Todesurteil ist? Vor Jahren noch über Elektrosmog und Strahlen von Elektrogeräten motzen und heute alles auf Elektro umbauen. Wo kommt der Strom denn her? Wieviel Land wird dafür zerstört um Windkraftanlagen und Solaranlagen zu bauen. Was ist mit dem Sondermüll der entsteht wenn die Dinger ihre Lebenszeit hinter sich haben? Wo kommt das Lithium für die Batterien her? Wer denke an die zerstörten Arbeitsplätze? Natur und Umweltschutz ja aber nicht so"
Hier werden einige Punkte, über die man wirklich nachdenken muss vermischt mit "viel destruktivem Denken". Denn wer so denkt lässt keinen Ausweg aus der Situation. Mit keinem Wort wird angezweifelt oder bestritten, dass wir mit der Nutzung unserer fossilen Brennstoffe auf einem Weg in den Abgrund sind. Dafür werden alle bislang verfügbaren Ansätze für eine Verbesserung attackiert ohne einen alternativen Ansatz zu liefern. Jede Technologie hat sich im Laufe ihrer Existenz weiter entwickelt - keine war "von Anfang an perfekt". Wir hätten heute keine Flugzeuge, wenn die Menschen nach den ersten Abstürzen aufgegeben hätten. Also sollte man bei objektiven Erfolgsaussichten eine Technologie einführen - auch, wenn sie noch nicht perfekt ist. Recycling: auch so ein Thema. Die Voraussetzungen, wie man Dinge besser baut damit sie zu höheren Prozentsätzen recyclingfähig sind, erkennt man meistens erst, wenn die Probleme auftreten. So ist der Durchbruch bei Lithium-Ionen-Batterien-Recycling im kleinen Maßstab bereits geschafft - es müssen nur die Kapazitäten erweitert werden. Und das wird folgen, wenn auch die Menge an Batterien steigt, die recycelt werden müssen.
Und einige der Fragen haben interessante Antworten: "Wo kommt der Strom denn her?" Aktuell kommt der Strom zu großen Teilen aus fossilen Brennstoffen - ein no-go auf mittlere oder lange Sicht. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: a) wir versuchen den Strom woanders herzubekommen. Aktuell bekannt und machbar sind:
- Atomenergie
- Windkraft
- Solarenergie
- Wasserkraft
Wobei die erste aus anderen Gründen (Tschernobyl, Fukushima) nicht die erste Wahl ist. Die drei anderen sind im Prinzip alles Resultate der täglich auf unsere Erde gelangenden Sonnenenergie und damit regenerative (erneuerbare) Energien. Wir müssen diese Energien jetzt irgendwie zu uns transportieren. Dazu müssen sie in irgendwas umgewandelt werden, das man transportieren kann. Da fallen mir nur Strom und Wasserstoff ein. Das erste kann man "direkt" durch Leitungen transportieren. Das zweite muss man erst mit dem ersten herstellen - dann könnte man es in Gasflaschen (oder Tankwagen) füllen und müsste es mit Transportmitteln (die wieder Energie brauchen) an die benötigten Stellen bringen. Oder man müsste druckfeste Rohre verlegen - weit mehr, als unser heutiges Gasleitungsnetz hat. Das - nebenbei bemerkt - für eine Verwendung von Wasserstoff ungeeignet ist. Nicht nur wegen der Drücke, sondern auch wegen der viel kleineren Wasserstoffmoleküle, die aus den Rohren und ihren Verbindungsstellen entweichen würden, wo die viel größeren Erdgasmoleküle nicht durchpassen. Sowohl Wasserstoff als auch Strom sind umweltneutral. Ich befürchte dass unser derzeitiger Energiehunger nicht mit regenerativen Energien zu stillen ist. b) Daraus resultiert dass wir uns, wenn wir fossile Brennstoffe nicht auf Dauer einsetzen können, wohl oder übel auf eine Reduktion unserer Ansprüche einstellen müssen.
Gedankenexperiment Teil 1: Stellt euch vor ihr würdet keine Energie "aus der Steckdose" bekommen (die man einfach so hinnimmt und nicht groß hinterfragt wo sie herkommt). Glaubt ihr, ihr könnt alles das, was ihr täglich verbraucht, "auf eurem Grundstück selbst herstellen"? Selbst die Besitzer größerer Grundstücke im ländlichen Bereich würden hier die Stirne runzeln - von den vielen Menschen in einer Großstadt wollen wir gar nicht erst reden. Antwort: "nein, können wir nicht". Wenn wir die Energie nicht dezentral herstellen können, dann müssen wir es zentral tun. Aber wie? und wie transportieren wir sie?
Gedankenexperiment Teil2: Wenn wir die Energie weder dezentral noch zentral herstellen können (also das Gewicht auf der linken Waagschale) nicht weiter erhöhen können - was bleibt uns anderes übrig, als das auf der rechten Waagschale (also dem Verbrauch / Konsum) zu reuzieren?
Ich würde gerne von jemandem, der wie oben geschrieben argumentiert, erfahren, wie er sich die Lösung vorstellt. Vielleicht schlummern da ja noch gute und weiterbringende Denkansätze, die sich in ein wissenschaftlich strukturiertes Gebäude einbauen lassen! Die Diskussion müsste aber schon nach Polemik (https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Arbeit]wissenschaftlichen Regeln[/url] geführt werden. Die haben sich in Jahrhunderten entwickelt und gefestigt. Sie in Frage zu stellen würde bedeuten die gesamte menschliche Forschungs- und Erfindungsfähigkeit zu demontieren. Das Motto Und gehen mir die Argumente aus - dann hau ich halt [url=http://www.rhetorik-netz.de/polemik) raus! bringt uns nicht weiter - nur in festgefahrene Sackgassen.
Wissenschaft ist Diskussion - also beteiligt euch!
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